Willi Brundiers aus dem Kreisentwicklungsausschuss 16.02.2011
Seit der Entkoppelung des Erdölpreises und Erdgaspreises wird mit jedem Dollar, den der Ölpreis pro Barrel steigt, die Suche nach alternativen Rohstoffen lukrativer. Und die wichtigste dieser Alternativen ist inzwischen das Erdgas.
Liegt der Erdgasanteil an fossilen Energieträgern derzeit bei weltweit 25 Prozent, so wird inzwischen bis zum Jahr 2080 mit einem Anteilwachstum auf mehr als 50 Prozent gerechnet. Erdgas wird längst nicht mehr nur zum Heizen genutzt, sondern auch zur Stromgewinnung in Gas- und Dampf-Turbinen und als Kraftstoff.
Die Suche nach konventionellen Erdgasfeldern wird forciert. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe betragen die konventionellen Erdgasreserven rund 188 Billionen Kubikmeter. Bei gleichem Energieverbrauch würde diese Menge noch für 61 Jahre reichen.
Doch die Erdgasförderer blicken inzwischen auf die sogenannten unkonventionellen Gasvorkommen. Und somit gerät auch Deutschland als Land mit großen Gasreserven immer stärker in den Fokus. Diese Verschiebung könnte den künftigen Energiemix sowie die Preisgestaltung gehörig durcheinanderwirbeln..
Unkonventionell werden die Vorkommen deshalb genannt, weil das Gas in ihnen sich nicht in durchlässigen Gesteinsschichten, sondern in kleinsten Poren und Bruchzonen im Gestein befindet. Die größten Vorkommen sind im Schiefergestein eingeschlossen.
Und diese Vorkommen, so haben es seismografische Ergebnisse angedeutet, liegen in Lünne und auf nordrheinwestfälischem Gebiet, u.a. in Drensteinfurt. Bekannt ist dieses bereits seit den 60-er Jahren, doch erst seit einigen Jahren ist die neue Bohrtechnik günstiger und das herkömmliche Öl so teuer geworden, dass sich der Abbau rechnet.
Und genau gegen diese Abbautechnik richtet sich in Lünne der Protest der Bürgerinitiative und die Angst und Sorge der Bürger. Zur Zeit ist in Lünne eine Bohrtiefe von 1.500 m. erreicht. Eine horizontale Bohrung wurden inzwischen vom zuständigen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie genehmigt, um nähere Auskünfte über das Gasvorkommen im Schiefergestein zu erhalten. Wird es dann zu einer Förderung von Gas kommen, wird dieses sehr wahrscheinlich unter dem Einsatz des Fracking-Verfahrens durchgeführt. Millionen Liter Wasser werden in das Gestein gepresst. Hierbei handelt es sich um ein Gemisch von ca. 98 % Wasser, weniger als 2 % Quarzsand, das dafür sorgt, dass die entstandenen Poren im Gestein sich nicht wieder schließen, und einem Rest aus chemischen Additiven (u.a. Quecksilber). Obwohl von der zuständigen Bohrfirma allein aufgrund der Tiefe ab 1000 m jegliche Verbindung mit dem Trinkwasser (in 200 m Tiefe) ausgeschlossen wird, zeigen Ereignisse in Amerika, dass es zu Verunreinigung des Erdreiches kommen kam.
Die Gemeinde Lünne, die Samtgemeinde Spelle und die BI „Schönes Lünne“ haben gemeinsam eine Resolution verabschiedet, die die CDU-Fraktion ausdrücklich begrüßt. Es ist für alle Beteiligten eine Selbstverständlichkeit, dass es zu keinerlei Schäden an Gesundheit, Umwelt und Sachvermögen durch ein eventuelles Fracking-Verfahren kommen darf. Weder Grundwasser noch Erdreich dürfen durch Chemikalien und sonstige Bestandteile des Bohrverfahrens verunreinigt, noch Risse im Erdreich entstehen bzw. durch Kontaminierung gefährdet werden. Gesundheit und Umwelt sind ein absolutes hohes Gut, das es vorbehaltlos zu schützen gilt.
Laut Exxon Mobil soll die Suche nach neuem Erdgas von unabhängigen Wissenschaftlern und Experten begleitet werden. Es soll wissenschaftlich untersucht werden, wie auch eine mögliche Produktion von Kohleflözgas und Schiefergas ohne schädliche Beeinträchtigung der Umwelt, insbesondere des Trinkwassers, realisiert werden kann.
Ein Arbeitskreis, in dem alle Interessen vertreten sein sollen, wird die Untersuchungen begleiten. Vertreter der Gemeinden, Interessengemeinschaften und Umweltgruppen, der Wasserversorger und der Behörden sollen in diesem Arbeitskreis vertreten sein.
Parteiübergreifend wurde im Samtgemeinderat Spelle beschlossen, ein parteipolitisches Hickhack auszuklammern, eine sachbezogene Diskussion zu führen und die berechtigten Ängste der Bürger absolut ernst zu nehmen.